Die Frage nach dem idealen Alter für Führungspositionen gewinnt an Bedeutung, während immer mehr ältere Geschäftsführer weiterhin erfolgreich Unternehmen leiten.
Der Trend älterer CEO
Die Altersstruktur von Führungskräften in Unternehmen verändert sich. Laut einem aktuellen Report des Headhunters Guido Schilling wächst das Durchschnittsalter der CEO in der Schweiz stetig. Aktuell liegt es bei 55 Jahren, während es im Jahr 2012 noch bei 52 Jahren war. Es zeigt sich, dass die älteren Chefs, wie Bernard Arnault von LVMH, der 75 Jahre alt ist, weiterhin aktiv und erfolgreich sind. Solche Beispiele sind nicht einmalig. Giorgio Armani und Robert Greenberg führen ihre Unternehmen mit neunzig und vierundachtzig Jahren und illustrieren damit einen Wandel in den Erwartungen an Unternehmensleiter.
Die individuelle Leistungsfähigkeit
Die Frage nach dem richtigen Alter für eine Führungsposition ist komplex und hängt stark von individuellen Fähigkeiten ab. Mike Martin, Professor für Gerontopsychologie, betont, dass die chronologische Zeit allein kein verlässlicher Indikator für die Leistungsfähigkeit ist. Es gibt 85-Jährige, die athletische Rekorde brechen können, was zeigt, dass Alter nicht zwangsläufig mit verringerter Leistungsfähigkeit gleichzusetzen ist.
Wohlbefinden im Alter
Beatrix Horni, Psychotherapeutin und Vizepräsidentin des Verbands Gerontologie CH, hebt hervor, wie vielfältig die Fähigkeiten älterer Menschen sind. Ihre Erfahrungen und das Wissen, das sie im Laufe der Jahrzehnte gesammelt haben, kann in der Wirtschaft von unschätzbarem Wert sein. Ein älterer CEO hat oft lebenslang trainierte Kompetenzen im strategischen Denken und in der Entscheidungsfindung.
Demographische Veränderungen
Mit dem Rückgang der stark alternden Bevölkerung, der in vielen Länder zu beobachten ist, wird das Thema Führung durch ältere Menschen relevanter. Die gegenwärtige Kultur der ständigen sofortigen Verfügbarkeit und der Schwankungen im Arbeitsumfeld erfordern eine andere Herangehensweise an das Alter in der Wirtschaft. Während mehr als ein Drittel der über 90-Jährigen an Demenz leiden könnten, bleibt der Großteil der Älteren schaffend und aktiv.
Institutionelle Rahmenbedingungen
Die Problematik des Alters in Führungspositionen ist nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern wird auch von institutionellen Rahmenbedingungen beeinflusst. CEO wie Bernard Arnault sind in der Lage, vom Verwaltungsrat der Unternehmen bestätigt zu werden, sodass sie auch über das Pensionsalter hinaus an der Spitze bleiben können. Diese Entwicklung zeigt die Notwendigkeit, wie die Führungsetagen ihre Altersgrenzen selbst setzen können, um Erfahrungen und Weisheit nicht zu verlieren.
Fazit
In einer schnelllebigen und sich ständig verändernden Geschäftswelt ist es entscheidend zu verstehen, dass die Fähigkeiten älterer Führungskräfte oft weit über ihr Alter hinausreichen. Die Eignung für eine leitende Position sollte nicht nur nach dem Geburtsdatum beurteilt werden, sondern vielmehr nach der individuellen Leistungsfähigkeit, dem Engagement und der Erfahrung, die sie beitragen können. Die Gesellschaft sollte lernen, die Qualitäten älterer Geschäftsführender anzuerkennen und zu schätzen, anstatt sie automatisch als Belastung zu betrachten. Das wird nicht nur die Führungsebene diversifizieren, sondern auch die Innovation und den Fortschritt in der Wirtschaft fördern.
– NAG
